In der Mariahilferstraße geht man einkaufen, in der Burggasse ärgert man sich über den Verkehrsstau. Dem Viertel um Schottenfeldgasse und Zieglergasse wird kaum Beachtung geschenkt. Dabei war die Vorstadt „Schottenfeld“ einst der industrielle Nabel Wiens, bekannt für seine im wahrsten Sinne des Wortes steinreichen „Seidenfabrikanten vom Brillantengrund“. Bekannt war die Gegend aber auch für industrielle Ausbeutung und beengte Wohnverhältnisse. Wie singt schon Helmut Qualtinger im Gerhard Bronner-Lied „Die alte Engelmacherin vom Diamantengrund“: … sie hat viele Katastrophen verhindert, auch die Wohnungsnot hat sie sehr gelindert ….“. Heute wechseln sich die letzten noch verbliebenen Biedermeierhäuser mit eleganten Wohnhäusern der Gründerzeit und Jugendstiljuwelen ab; architektonisch interessant ist die Altlerchenfelder Pfarrkirche, ein Zentrum österreichischer Gegenwartsliteratur ist das Literaturhaus Wien. Geschichte geschrieben hat das Grätzl mit dem Apollosaal, dem legendären Tanztempel der Biedermeierzeit, mit dem volkstümlichen Seelsorger Urban Loritz und dem amerikanischen Nachkriegssender Rot-Weiß-Rot. Eine abwechslungsreiche Lokalszene hat dem Brillantengrund wieder Leben eingehaucht. |